Friday, January 18, 2013

Schreiben auf deutsch über Japan

Rikuzentakata-shi (2012-05)

Vor ein paar Wochen habe ich von einer Berlinerin eine E-Mail bekommen. Die E-Mail ist teils auf deutsch, teils auf japanisch geschrieben. Ich habe mich gefragt, was das wohl bedeute, aber habe gleich darauf verstanden, dass die Frau meinen letzten Artikel in diesem Blog, den ich vor fast drei Jahren geschrieben hatte, gefunden, gelesen und sich für mein Buch über Berlin interessiert hat. Danach habe ich mit ihr ein paar Mal Mails ausgetauscht und ihr mein Buch zukommen lassen. Sie hat einmal in Japan an Japanischkursen teilgenommen und wollte „mit Ihrem Buch ein bisschen an meinem Japanisch arbeiten und gleichzeitig noch etwas über Berlin dazulernen.“

Das war eine kleine Begegnung. Ich habe die Berlinerin nicht in Person gesehen, aber sie hat mir die Motivation gegeben, wieder hier auf deutsch zu schreiben.

Das Erdbeben am 11. März 2011, der darauf folgende schreckliche Tsunami und die Katastrophe in Fukushima haben nicht nur die Japaner, die in Japan wohnen, sondern auch die, die im Ausland wohnen, völlig verändert. Uns hat es mit ratloser Trauer erfüllt zu erfahren, dass der Tsunami das Leben so vieler Landsleute genommen und mehrere Städte an der Küste völlig verwüstet hat. Es war ein Schock, dass das Atomkraftwerk, dessen Existenz der größere Teil der Japaner bisher als völlig selbstverständlich angenommen hat, und das gewiss auf einer Seite die wirtschaftlichen Erfolge von Japan symbolisiert hat, so leicht zerstört wurde. Damit sind in Japan nicht wenige Gegenden entstanden, die verstrahlt wurden und die die Einwohner, die mehrere Jahrzehnte dort gewohnt hatten, sofort verlassen mussten. Man weiss nicht, wann sie dort wieder wohnen können. Und dann noch die Verzweiflung, dass unsere Regierung nach der Katastrophe total ratlos war und viele Tatsachen vor der Bevölkerung versteckt hat, was an die Zeit während des zweiten Weltkrieges erinnert hat...

Nach dem Erdbeben waren auch die Japaner in Berlin sehr ruhelos und haben oft unter der Tatsache gelitten, dass die japanischen und die deutschen Medien so unterschiedlich berichteten. Vielleicht waren wir deshalb auf der Suche nach Solidarität. In Berlin gab es in dieser Zeit sehr viele Benefizveranstaltungen.

Zu einer Zeit wurden fast jeden Tag Konzerte, Aufführungen, Diskussionen, Wohltätigkeitsbasar usw. veranstaltet. Diese wurden nicht nur von Japanern, sondern auch von Deutschen, denen wir immer noch dankbar sind, initiiert. Ich habe auch an vielen teilgenommen und gespendet. Inzwischen breitete sich die Anti-Atom-Bewegung in Deutschland rasch aus. Wir wurden oft nach der Lage und der Atompolitik in Japan gefragt. Das war manchmal nicht einfach und leicht verständlich zu beantworten. Ich habe mich immer selbst gefragt, was ich jetzt in Berlin machen soll? Normalerweise schreibe ich japanischen Lesern auf japanisch über Berlin und Deutschland, aber ich habe immer mehr die Notwendigkeit gefühlt, auch auf deutsch über Japan zu schreiben. In meinem Blog möchte ich nun diesen Schritt nach vorne machen.

Im letzten Dezember wurde in Japan eine neue Regierung gebildet. Der neue Ministerpräsident Abe will das Konjunkturprogramm stärken. Die japanischen Medien berichten darüber viel. Aber auf der anderen Seite hat man den Eindruck, dass andere wichtige Themen wie der Wiederaufbau im Katastrophengebiet oder die Zukunft der Atomkraftenergie dabei zu kurz kommen. Das macht mir Sorge. Ich möchte immer vorsichtig die Lage in meinem Heimatland betrachten.

Ich wünsche Ihnen ein frohes und gesundes neues Jahr 2013.

Friday, January 29, 2010

Mein erstes Buch


Letztes Jahr habe ich leider kein einziges Mal diesen Blog aktualisiert. Das war einfach peinlich! Aber wenn ich mich etwas verteidigen darf, war ich noch nie so beschäftigt wie letztes Jahr, seit ich in Berlin bin.

Meine größte Arbeit im letzten Jahr war ohne Zweifel die Publikation meines ersten Buches über Berlin. Das Buch heißt 素顔のベルリン (auf deutsch "Berlin ungeschminkt") und beinhaltet auch deutsche Untertitel "Streifzüge durch 12 Berliner Stadtviertel". Ich möchte hier erklären, wie das Buch entstanden ist.

In einem Interview habe ich es mal so ausgedrückt:

Im Vergleich zu anderen europäischen Städten wie Paris, London oder Wien war Berlin für japanische Touristen lange Zeit nicht so attraktiv. Sogar im Vergleich zu anderen deutschen Gegenden wie Bayern oder der Romantischen Straße. Berlin ist geographisch nicht in so einer guter Lage für Touristen, und viele Japaner haben vielleicht noch das dunkle Bild der Mauerzeit vor Augen. Aber in den letzten Zeit hat sich dies sehr verändert, und Berlin zieht langsam große Aufmerksamkeit bei den Japanern auf sich, besonders im Bereich Mode, Architektur, Theater oder Clubszene. Viele jüngere Japaner finden Berlin total cool. Ich hoffe, dass diese Tendenz weiter anhält und sie auch andere Bereiche von Berlin interessant finden werden.

Seitdem gibt es nach wie vor keinen einzigen japanischen Reiseführer, der sich nur mit Berlin befasst. In dieser Situation haben sich eine Redakteurin und ein Produzent von „Chikyu no arukikata“ für meinen japanischen Blog über Berlin interessiert und mich angesprochen, ob ich ein neues Buch über Berlin schreiben würde. Das war für mich eine ganz glückliche Begegnung mit ihnen. Umso mehr ist „Chikyu no arukikata“ seit mehreren Jahren die bekannteste Reiseführerserie in Japan, die vom Verlag Diamond Big Inc. herausgegeben wird. Auch war es für mich ein Wink des Schicksals, dass 2009 der 20. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer war.

Die Arbeit des Buches war aber sehr, sehr intensiv. Die Redaktion wollte das Buch unbedingt bis zum Herbst anlässlich des Jubiläums publizieren. Die Zeit war knapp. Ab und zu musste ich ganze Nächte durch arbeiten. Ich war trotzdem glücklich, weil ich über mein Lieblings-Berlin schreiben konnte. Dank der Unterstützung vieler Leute konnte ich in knapp fünf Monaten das Buch fertig stellen.

In diesem Buch habe ich Berlin in 12 Stadtviertel von Mitte bis Neukölln geteilt und jeweils die Sehenswürdigkeiten, einschließlich Cafés und Museen, mit ausführlichem Stadtplan und vielen bunten Fotos beschrieben. Die Fotos habe ich auch selber gemacht. Außerdem habe ich Kolumnen geschrieben, über z.B. die Moderne Geschichte Berlins nach dem zweiten Weltkrieg, die stadtbekannte Currywurst, die Berliner Straßenbäume, die Philharmonie, oder über türkische Immigranten usw...

Seit der Veröffentlichung im Oktober 2009 soll sich das Buch gut verkaufen und ein gutes Echo bekommen. Es hat mich sehr gefreut, dass nicht nur japanische Leser, sondern auch viele meiner Bekannte, die echte Berliner sind, das Buch inhaltlich gelobt haben, obwohl sie nicht Japanisch lesen können!

Ich hoffe sehr, dass das Buch den japanischen Touristen helfen kann, Berlin selber zu entdecken. Und ich möchte nicht vergessen, mich noch einmal bei denjenigen herzlich zu bedanken, die mich bei der Erstellung des Buches ausgiebig unterstützt haben (meine Frau, meine Familie in Japan, meine vielen Freunde, die Redakteurin, der Produzent, etc.). Falls Sie sich für dieses Buch interessieren und es lesen möchten, melden Sie sich bitte direkt bei mir (masatoberlinATgooglemail.com).

Friday, November 28, 2008

Die Büste von Mendelssohn und der Fall der Mauer

Im Amtszimmer des Protokollchefs des Bundespräsidialamts Martin Löer steht eine Büste von Felix Mendelssohn Bartholdy. An einem Nachmittag hat er mir eine merkwürdige, aber hoch interessante Geschichte über diese Büste erzählt.


1987 feierte Berlin sein 750-jähriges Bestehen. Der Lord Mayor der City of London (Altes Zentrum von London) kam nach West-Berlin und schenkte dem Regierenden Bürgermeister eine Büste von William Shakespeare. Damals war ich Referatsleiter in der Protokollabteilung von Berlin. Ich habe vorgeschlagen, als Gegengeschenk, wenn der Regierende Bürgermeister nach London fährt, eine Büste von Felix Mendelssohn Bartholdy zu schenken, weil Mendelssohn einen engen Bezug zu Berlin hatte. So hat er viele Jahre in Berlin gearbeitet und in der Singakademie die damals fast vergessene Matthäuspassion von J.B. Bach wieder aufgeführt. Mendelssohn Bartholdy war auch in London, wo er als Organist in der Saint-Paul-Kathedrale arbeitete, die genau in der Mitte von London liegt. Aus diesem Grund fertigten wir eine Kopie der Büste von Mendelssohn an, dessen Original aus Marmor aus dem Jahre 1848 in der Berliner Staatsbibliothek ist. Dann haben wir ein Modell aus Gips als Probe gemacht. Das ist die Büste in meinem Zimmer. Daraufhin wurde eine weitere Büste aus anderem Material gegossen. Diese aus flüssigem Stein gefertigte Büste wurde nach London mitgenommen.

Die Büste sollte am 9. November 1989 vom Regierenden Bürgermeister an den Lord Mayor der City of London feierlich übergeben werden. Der damalige Regierende Bürgermeister Walter Momper hatte festgelegt, dass er an dem Tag London besucht. Die Situation Berlins um den 9. November war aber sehr heikel. Daher änderte er zwei Tage vorher seine Pläne und sandte seine Frau in seiner Vertretung nach London. Ich war mit dabei. Die Zeremonie fand im Barbican Centre statt, einem Kulturzentrum, das ganz in der Nähe vom Mansion House (Residenz des Lord Mayor) liegt. Dort wurde die Büste enthüllt. Davor hatten Frau Momper und der Lord Mayor jeweils eine kleine Rede gehalten. Anschließend gab es ein Konzert des London Philharmonic Orchestra und einen Empfang.

Am nächsten Morgen schaltete ich im Hotelzimmer den Fernseher an. Er zeigte Bilder aus Berlin! Ich habe sofort Frau Momper angerufen, die noch schlief, und ihr gesagt: „Frau Momper, bitte machen Sie den Fernseher an! Überall gibt es Live-Übertragungen von Berlin! Die Menschen tanzen auf der Mauer“. Sie verstand mich jedoch nicht richtig und fragte zurück: „Panzer?“ „Nein, nicht Panzer, sondern Tanzen! Die Leute tanzen auf der Mauer“. Wir haben dann zusammen ferngesehen und vor Freude fürchterlich geweint. Sie ist noch am Vormittag nach Berlin zurückgeflogen.

Die Kopie der Büste müsste eigentlich weggeschmissen werden, weil sie kein Original ist. Aber ich durfte sie behalten. Seitdem ist sie immer bei mir, in jedem Büro, wo ich arbeite. Sie erinnert mich an den 9. November 1989...



Im Jahr 2009 ist es 20 Jahre seit dem Fall der Berliner Mauer her. Gleichzeitig wird in diesem Jahr der 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn Bartholdy gefeiert.

Übersetzung meines Artikel für die Doitsu News Digest (7.11.2008)

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Friday, November 21, 2008

Von einer Rundmail

Liebe Freunde,

hier gibt es auch Leute, die ich lange nicht gesehen habe, aber ich hoffe, dass es Euch allen gut geht. Mit dieser Rundmail würde ich Euch gerne mitteilen, was bei mir in den letzten Monaten passiert ist.

Zunächst möchte ich sagen, dass ich mich Anfang Oktober mit einer Japanerin verheiratet habe! Sie heißt Miho, ist vier Jahre jünger als ich. Wir haben uns eigentlich vor zehn Jahren an der Uni kennengelernt. Seit vier Jahren sind wir zusammen. Miho arbeitete damals in Tokyo und ich in Berlin. In der Zwischenzeit hatten wir manchmal Schwierigkeiten mit der Kommunikation. Deshalb sind wir sehr glücklich, dass wir am 4. Oktober in Yokohama geheiratet haben. Nach den Flittenwochen auf Okinawa (südlichste Insel von Japan) wohnen wir nun zusammen in Berlin. Seit zwei Wochen geht sie jeden Vormittag in die Sprachschule, um Deutsch zu lernen. Ich hoffe, dass sie sich langsam an das Leben von Berlin gewöhnen wird.

Unsere Wohnung in Kreuzberg, in der ich schon seit 5 Jahren wohne, ist etwas zu klein für zwei Personen, deshalb werden wir nächstes Jahr irgendwohin umziehen. Wir planen auch, danach oder davor eine große Feier zu machen. Wenn der Termin feststeht, würde ich Euch sehr gerne Bescheid geben!

Ich habe noch eine Nachricht. Ende Oktober habe ich (endlich!) ein neues Visum als freier Journalist bekommen. Die Aufenthaltsgenehmigung ist für Ausländer immer eine sehr wichtige und ernste Sache. Deshalb kann ich erstmal froh sein, hier bleiben und arbeiten zu können. Das finde ich eine gute Chance. Mal sehen, was nun passieren wird. Ich arbeite auch manchmal als Reiseführer in Berlin. Für Jobinfos (als freier Journalist, Reiseführer, Übersetzer, usw.) wäre ich auch immer dankbar.

So hat mein neues Leben in Berlin gerade angefangen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ich Euch bald wiedersehen und Euch meine Frau vorstellen könnte.

Herzliche Grüße
Masato Nakamura

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Wednesday, July 09, 2008

BZ Lexikon(169) "Toyako"

Lexikon: Toyako 洞爺湖 (08.07.08)

Toyako, Ort des G8-Gipfels, liegt etwa 100 Kilometer von Sapporo entfernt auf Japans nördlichster Hauptinsel Hokkaido. Mit seinem milden Klima ist der 10 707 Einwohner zählende Ort beliebt bei Freizeitsportlern. Attraktion ist ein Nationalpark, umgeben von einem Vulkan, einem Kratersee und heißen Naturbädern. Toyako liegt nahe dem 732 Meter hohen Usu-Vulkan, auch Yasashii Yama, netter Berg, genannt, da er einen Ausbruch Tage vorher durch Rumoren anzukündigen pflegt. Zuletzt war er 2000 ausgebrochen, hat sich aber wieder beruhigt.

訳)G8の会場である洞爺湖は、日本最北の主島北海道の札幌から約100キロ離れた場所に位置する。人口1万707人の洞爺湖は、その温暖な気候によってレジャースポーツをする人々に好まれている。アトラクションは、火山と火口湖、温泉に囲まれた自然公園である。洞爺湖は標高732メートルの有珠山の近くにあり、優しい山(netter Berg)とも呼ばれている。というのも、この山は、噴火をその数日前に騒音で予告してくれる習性があるからだ。最近は2000年に噴火したが、再び沈静した。

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