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Friday, January 29, 2010

Mein erstes Buch


Letztes Jahr habe ich leider kein einziges Mal diesen Blog aktualisiert. Das war einfach peinlich! Aber wenn ich mich etwas verteidigen darf, war ich noch nie so beschäftigt wie letztes Jahr, seit ich in Berlin bin.

Meine größte Arbeit im letzten Jahr war ohne Zweifel die Publikation meines ersten Buches über Berlin. Das Buch heißt 素顔のベルリン (auf deutsch "Berlin ungeschminkt") und beinhaltet auch deutsche Untertitel "Streifzüge durch 12 Berliner Stadtviertel". Ich möchte hier erklären, wie das Buch entstanden ist.

In einem Interview habe ich es mal so ausgedrückt:

Im Vergleich zu anderen europäischen Städten wie Paris, London oder Wien war Berlin für japanische Touristen lange Zeit nicht so attraktiv. Sogar im Vergleich zu anderen deutschen Gegenden wie Bayern oder der Romantischen Straße. Berlin ist geographisch nicht in so einer guter Lage für Touristen, und viele Japaner haben vielleicht noch das dunkle Bild der Mauerzeit vor Augen. Aber in den letzten Zeit hat sich dies sehr verändert, und Berlin zieht langsam große Aufmerksamkeit bei den Japanern auf sich, besonders im Bereich Mode, Architektur, Theater oder Clubszene. Viele jüngere Japaner finden Berlin total cool. Ich hoffe, dass diese Tendenz weiter anhält und sie auch andere Bereiche von Berlin interessant finden werden.

Seitdem gibt es nach wie vor keinen einzigen japanischen Reiseführer, der sich nur mit Berlin befasst. In dieser Situation haben sich eine Redakteurin und ein Produzent von „Chikyu no arukikata“ für meinen japanischen Blog über Berlin interessiert und mich angesprochen, ob ich ein neues Buch über Berlin schreiben würde. Das war für mich eine ganz glückliche Begegnung mit ihnen. Umso mehr ist „Chikyu no arukikata“ seit mehreren Jahren die bekannteste Reiseführerserie in Japan, die vom Verlag Diamond Big Inc. herausgegeben wird. Auch war es für mich ein Wink des Schicksals, dass 2009 der 20. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer war.

Die Arbeit des Buches war aber sehr, sehr intensiv. Die Redaktion wollte das Buch unbedingt bis zum Herbst anlässlich des Jubiläums publizieren. Die Zeit war knapp. Ab und zu musste ich ganze Nächte durch arbeiten. Ich war trotzdem glücklich, weil ich über mein Lieblings-Berlin schreiben konnte. Dank der Unterstützung vieler Leute konnte ich in knapp fünf Monaten das Buch fertig stellen.

In diesem Buch habe ich Berlin in 12 Stadtviertel von Mitte bis Neukölln geteilt und jeweils die Sehenswürdigkeiten, einschließlich Cafés und Museen, mit ausführlichem Stadtplan und vielen bunten Fotos beschrieben. Die Fotos habe ich auch selber gemacht. Außerdem habe ich Kolumnen geschrieben, über z.B. die Moderne Geschichte Berlins nach dem zweiten Weltkrieg, die stadtbekannte Currywurst, die Berliner Straßenbäume, die Philharmonie, oder über türkische Immigranten usw...

Seit der Veröffentlichung im Oktober 2009 soll sich das Buch gut verkaufen und ein gutes Echo bekommen. Es hat mich sehr gefreut, dass nicht nur japanische Leser, sondern auch viele meiner Bekannte, die echte Berliner sind, das Buch inhaltlich gelobt haben, obwohl sie nicht Japanisch lesen können!

Ich hoffe sehr, dass das Buch den japanischen Touristen helfen kann, Berlin selber zu entdecken. Und ich möchte nicht vergessen, mich noch einmal bei denjenigen herzlich zu bedanken, die mich bei der Erstellung des Buches ausgiebig unterstützt haben (meine Frau, meine Familie in Japan, meine vielen Freunde, die Redakteurin, der Produzent, etc.). Falls Sie sich für dieses Buch interessieren und es lesen möchten, melden Sie sich bitte direkt bei mir (masatoberlinATgooglemail.com).

Friday, November 28, 2008

Die Büste von Mendelssohn und der Fall der Mauer

Im Amtszimmer des Protokollchefs des Bundespräsidialamts Martin Löer steht eine Büste von Felix Mendelssohn Bartholdy. An einem Nachmittag hat er mir eine merkwürdige, aber hoch interessante Geschichte über diese Büste erzählt.


1987 feierte Berlin sein 750-jähriges Bestehen. Der Lord Mayor der City of London (Altes Zentrum von London) kam nach West-Berlin und schenkte dem Regierenden Bürgermeister eine Büste von William Shakespeare. Damals war ich Referatsleiter in der Protokollabteilung von Berlin. Ich habe vorgeschlagen, als Gegengeschenk, wenn der Regierende Bürgermeister nach London fährt, eine Büste von Felix Mendelssohn Bartholdy zu schenken, weil Mendelssohn einen engen Bezug zu Berlin hatte. So hat er viele Jahre in Berlin gearbeitet und in der Singakademie die damals fast vergessene Matthäuspassion von J.B. Bach wieder aufgeführt. Mendelssohn Bartholdy war auch in London, wo er als Organist in der Saint-Paul-Kathedrale arbeitete, die genau in der Mitte von London liegt. Aus diesem Grund fertigten wir eine Kopie der Büste von Mendelssohn an, dessen Original aus Marmor aus dem Jahre 1848 in der Berliner Staatsbibliothek ist. Dann haben wir ein Modell aus Gips als Probe gemacht. Das ist die Büste in meinem Zimmer. Daraufhin wurde eine weitere Büste aus anderem Material gegossen. Diese aus flüssigem Stein gefertigte Büste wurde nach London mitgenommen.

Die Büste sollte am 9. November 1989 vom Regierenden Bürgermeister an den Lord Mayor der City of London feierlich übergeben werden. Der damalige Regierende Bürgermeister Walter Momper hatte festgelegt, dass er an dem Tag London besucht. Die Situation Berlins um den 9. November war aber sehr heikel. Daher änderte er zwei Tage vorher seine Pläne und sandte seine Frau in seiner Vertretung nach London. Ich war mit dabei. Die Zeremonie fand im Barbican Centre statt, einem Kulturzentrum, das ganz in der Nähe vom Mansion House (Residenz des Lord Mayor) liegt. Dort wurde die Büste enthüllt. Davor hatten Frau Momper und der Lord Mayor jeweils eine kleine Rede gehalten. Anschließend gab es ein Konzert des London Philharmonic Orchestra und einen Empfang.

Am nächsten Morgen schaltete ich im Hotelzimmer den Fernseher an. Er zeigte Bilder aus Berlin! Ich habe sofort Frau Momper angerufen, die noch schlief, und ihr gesagt: „Frau Momper, bitte machen Sie den Fernseher an! Überall gibt es Live-Übertragungen von Berlin! Die Menschen tanzen auf der Mauer“. Sie verstand mich jedoch nicht richtig und fragte zurück: „Panzer?“ „Nein, nicht Panzer, sondern Tanzen! Die Leute tanzen auf der Mauer“. Wir haben dann zusammen ferngesehen und vor Freude fürchterlich geweint. Sie ist noch am Vormittag nach Berlin zurückgeflogen.

Die Kopie der Büste müsste eigentlich weggeschmissen werden, weil sie kein Original ist. Aber ich durfte sie behalten. Seitdem ist sie immer bei mir, in jedem Büro, wo ich arbeite. Sie erinnert mich an den 9. November 1989...



Im Jahr 2009 ist es 20 Jahre seit dem Fall der Berliner Mauer her. Gleichzeitig wird in diesem Jahr der 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn Bartholdy gefeiert.

Übersetzung meines Artikel für die Doitsu News Digest (7.11.2008)

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Sunday, July 22, 2007

Japanorama Interview


Im letzten Herbst trate ich in einem monatlichen TV-Magazin "Japanorama" auf dem Offenen Kanal Berlin auf. Japanorama wird hauptsächlich von (Japanologie-)Studenten der Freien Universität Berlin produziert. Nun würde ich hier das vollständige Interview für mich zeigen.


Japanorama Interview:

Warum sind Sie nach Berlin gekommen?

Masato: Als ich vierzehn Jahre alt war, fiel die Mauer. Damals hatte ich in der Schule Geschichte und gerade etwas über das geteilte Deutschland gelernt. Die Bilder, die vom Fernsehen nach Japan gesendet wurden, hatten eine ungeheure Wirkung auf mich und das hat vielleicht mein späteres Leben mehr oder weniger beeinflusst. Außerdem spiele ich schon seit langer Zeit Flöte und durch die klassische Musik habe ich mich für Deutschland und die europäische Kultur interessiert. An der Uni in Japan habe ich angefangen, Deutsch zu lernen. Ein paar Jahren später bin ich durch eine Konzertreise mit dem Orchester der Universität Waseda nach Deutschland gekommen. Ich habe einige deutsche Städte besucht, aber Berlin hat mir besonders gut gefallen. Nach dem Abschluss des Studiums bin ich hierher gekommen. Allerdings wollte ich am Anfang nur ein oder zwei Jahren hier studieren...

Was interessiert Sie am meisten an Berlin?

Masato: Ich reise sehr gerne und habe bis jetzt viele andere Großstädte in Europa besucht, z.B. Rom, Paris und Wien, alle mindestens einmal. Diese Städte fand ich auch sehr schön, aber es gibt einen großen Unterschied zwischen ihnen und Berlin. Nach meinem Eindruck sind Paris, Rom oder Wien schon vollendete Städte. Die alten Zentren dieser Städte sind meistens von historischen Steinhäusern geprägt. Ich habe manchmal das Gefühl, dass solche Städte selbst wie gigantische Museen sind. Berlin ist ganz anders und alles noch offen. Natürlich gibt es hier viele historische Gebäude, aber gleichzeitig sehr viele moderne Gebäude, viele offene Plätze – sogar noch in der Mitte – und überall Baustellen. Die Ansicht der Stadt verändert sich Tag für Tag. Ich glaube, Berlin blickt mehr in die Zukunft. Diese Dynamik von Berlin fasziniert mich sehr.

Wie nehmen Sie diese Dynamik wahr?

Masato: Wenn ich Zeit habe, gehe ich gerne spazieren oder fahre mit dem Fahrrad durch Berlin. Und ich entdecke immer wieder etwas Neues. Die Zeiten des Krieges oder der Mauer sind schon vorbei, aber man erkennt noch überall die Spuren oder die Wunden, die die Geschichte hinterlassen hat. Das finde ich total interessant.

Ich nenne einige Beispielen. Ich wohne im Chamissokiez von Kreuzberg. Hier gibt es sehr viele alte Häuser. Eine Freundin von mir sagte mir einmal, dass diese Ecke sie an Paris erinnern würde. Aber wenn man 10 Minuten zu Fuß nach Norden geht, also nördlich vom Halleschen Tor, gibt es fast nur moderne Häuser und auch relativ viele offene Plätze, weil diese Ecke durch den Krieg schwer verwüstet wurde und kurz danach in der Nähe die Mauer gebaut wurde. Das spürt man immer noch. In Kreuzberg, das sozusagen zwischen Ost und West liegt, herrscht eine andere Atmosphäre. Die Straßen am schlesischen Tor, wo besonders viele Ausländer wohnen, erinnern mich an Downtown in Asien. Wenn man von dort die Spree überquert, ist es nicht weit zur Karl-Marx-Alle mit gigantischen und monumentalen Gebäuden. Das ist wie ein kleines Moskau. Solche Vielfältigkeit in nur einer Stadt ist einfach unglaublich. Wenn ich durch Berlin spaziere, habe ich deshalb immer das Gefühl, irgendwohin zu reisen. Das klingt vielleicht etwas übertrieben, aber für mich ist es wahr. Diese Reise ist nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich, das heißt, ich reise manchmal in die Vergangenheit von Berlin.

Gibt es noch etwas?

Masato: Zweitens, ich liebe den kulturellen Reichtum von Berlin. Hier gibt es viele wunderschöne Theater, Orchester und Museen. Besonders gerne gehe ich in die Philharmonie, in die Oper oder zum Tanztheater, aber es gibt noch viele interessante Kulturhäuser, die ich vorher nicht kannte. Erstaunlich ist, dass man hier solche schöne Konzerte oder Theater zu sehr günstigen Preisen genießen kann. Das ist einfach toll und fast unmöglich in Japan. Ich habe das Gefühl, dass Kultur in Japan als ein Luxus gedacht ist. Aber hier nicht. Ich will darüber jetzt nicht weiter sprechen, weil es zu lange dauern würde. Außerdem mag ich das viele Grün und das Multikulti in Berlin.

Berlin scheint für Sie ein Paradies zu sein.

Masato: Ich will nicht sagen, dass Berlin ein Paradies ist. Ich weiß, hier gibt es auch viele Probleme, viele Arbeitslose zum Beispiel. Viele meiner Freunden oder Bekannten mussten Berlin verlassen, weil sie hier keine Arbeit gefunden haben. Ich weiß auch nicht, wie lange ich noch hier bleiben kann. Aber ich bin einfach glücklich, für eine gewisse Zeit in meinem Leben in Berlin leben zu können.

Können Sie bitte etwas über Ihr Blog erzählen?

Masato: Vor einem Jahr habe ich mit meinen Blog angefangen. Der Titel heißt „Berlin Chu-o Eki“, das bedeutet „Berlin Hauptbahnhof“. Ich dachte, dass der Berliner Hauptbahnhof eine symbolische Bedeutung für Berlin hat. Denn Berlin hat vorher keinen Hauptbahnhof und der neue Hauptbahnhof wurde genau dort gebaut, wo damals die Grenze war. Der Bahnhof war vor einem Jahr noch im Bau. Deshalb habe ich ab und zu mit vielen Fotos berichtet, wie die Bauarbeiten vorankommen. Das ist aber nur ein Teil in meinem Blog. Außerdem schreibe ich z.B. über interessante Orte oder die Kulturszene dieser Stadt, über die in Japan nur wenig berichtet wird.

Ihr Blog ist sozusagen eine Art Reiseführer?

Masato: Mein Blog ist eher kein Reiseführer, weil ich über die bekannten Touristenorte von Berlin wenig schreibe. Es ist wichtiger für mich, mit diesem Blog zu zeigen, dass es in Berlin außer den bekannten Orten noch viele interessante Sachen gibt. Zurzeit schreibe ich über Wim Wenders Film „Himmel über Berlin“.

Was interessiert Sie an „Himmel über Berlin“?

Masato: Schon vor langer Zeit habe ich diesen Film einmal in Japan gesehen. Ehrlich gesagt, fand ich ihn damals langweilig (Ich war noch zu jung…). In diesem Sommer habe ich nach langer Zeit diesen Film wieder gesehen, nachdem ich mich nun in Berlin gut auskannte. Und ich war davon total begeistert. Ich glaube, dass „Himmel über Berlin“ nicht nur als Kunstfilm schön ist, sondern auch als Zeitdokumentation, die Berlin kurz vor dem Fall der Mauer dokumentiert hat. Nachdem ich diesen Film mehrmals gesehen habe, habe ich gedacht, dass ich so viele Drehorte des Films wie möglich besuchen und festhalten will, wie die Orte sich verändert haben. Zufälligerweise ist es dieses Jahr genau 20 Jahre her, dass der Film gedreht wurde. In diesem Sommer habe ich fast alle Drehorte besucht und habe natürlich viele Entdeckungen gemacht. Das veröffentliche ich jetzt in meinem Blog.

Woran sind japanische Touristen in Berlin am meisten interessiert?

Masato: Im Vergleich zu anderen europäischen Städten wie Paris, London oder Wien war Berlin für japanische Touristen lange Zeit nicht so attraktiv. Sogar im Vergleich zu anderen deutschen Gegend wie Bayern oder die Straße der Romantik. Berlin ist geographisch nicht in so guter Lage für Touristen und viele Japaner haben vielleicht noch das dunkle Bild der Mauerzeit vor Augen. Aber in der letzten Zeit hat sich dies ziemlich verändert und Berlin zieht langsam große Aufmerksamkeit bei den Japanern auf sich, besonders im Bereich Mode, Architektur, Theater oder Clubszene. Viele jüngere Japaner finden Berlin total cool. Ich hoffe, dass diese Tendenz weiter anhält und sie auch andere Bereiche von Berlin interessant finden werden.

(2.10.2006)