Ansonsten bin ich von einer japanischen Schriftstellerin angeregt worden, auf Deutsch zu schreiben. Sie heißt Yoko Tawada (多和田葉子) und wohnt seit 1982 in Hamburg. Sie begann, die deutsche Sprache als zweite Fremdsprache an der Universität Waseda zu lernen. (Ich habe früher auch an dieser Uni studiert, allein deshalb ist sie mir schon sympathisch). Von anderen japanischen Schriftstellern unterscheidet sie, dass sie nicht nur auf Japanisch, sondern auch auf Deutsch Romane schreibt. Sie ist schon mit einigen Literaturpreisen in Japan und auch in Deutschland ausgezeichnet worden. Für Schriftsteller aus meinem Heimatland ist es ziemlich außergewöhnlich, dass sie nicht nur in ihrer Muttersprache Romane schreiben. Ich war neugierig auf sie und warum sie so perfekt Deutsch kann, obwohl sie Deutsch an der Uni nur als „zweite Fremdsprache“ hatte. Leider habe ich ihre Romane noch nicht gelesen, aber dafür ihren Essay „Exophony“. Das ist mein Lieblingsbuch und ich finde es wirklich interessant, darin zu lesen, welche Gedanken sie über die Sprache hat und wie sich ihre eigene Sprache durch das gleichzeitige Sprechen der so unterschiedlichen Sprachen Japanisch und Deutsch entwickelt hat. An einer Stelle dieses Buches schreibt sie folgendes, was man auf Deutsch ungefähr so übersetzen kann: „Wenn Sie Deutsch lernen, empfehle ich Ihnen, auf Deutsch Tagebuch zu schreiben. Grammatische oder andere Fehler interessieren Sie zunächst nicht und schreiben Sie einfach, was Sie schreiben möchten, immer mit Spaß. Es kann sein, dass Sie dabei über Sachen schreiben, über die sie nicht den Mut haben, sie in Ihrer eigenen Sprache auszudrücken. Hier kann die Distanz der Fremdheit helfen. Dann kann man sagen, dass Sie sich selbst neu entdeckt haben. Auch das ist eine Bedeutung des Lernens von Fremdsprachen.“
Das hat mich ziemlich gereizt und ich versuche nun auch, mit Spaß auf Deutsch zu schreiben, wie sie es vorschlägt.

Waseda Universität Tokio (April 2003)
(5.8.2006)
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