Thursday, July 19, 2007

Am Anfang...

Vor genau einem Jahr habe ich mit meinen japanischen Blog „Berlin-Chuo-eki“ (zu Deutsch „Berlin Hauptbahnhof“) angefangen. Jetzt habe ich beschlossen, hin und wieder auch Beiträge auf Deutsch oder English zu schreiben, in der Hoffnung, dass meine deutschen Freunde oder andere Leute, die kein Japanisch können, sich aber für Berlin oder Japan interessieren, sie lesen werden. Diese Idee hatte ich eigentlich schon lange. Vor ein paar Monaten habe ich einmal probiert, mein Blog auf English zu schreiben. Aber das hielt nicht lange an. Nun versuche ich erstmals, auf meiner Alltagssprache Deutsch zu schreiben. Denn ich denke, ich kann dies besser als auf English zu schreiben, hoffe ich zumindest.

Ansonsten bin ich von einer japanischen Schriftstellerin angeregt worden, auf Deutsch zu schreiben. Sie heißt Yoko Tawada (多和田葉子) und wohnt seit 1982 in Hamburg. Sie begann, die deutsche Sprache als zweite Fremdsprache an der Universität Waseda zu lernen. (Ich habe früher auch an dieser Uni studiert, allein deshalb ist sie mir schon sympathisch). Von anderen japanischen Schriftstellern unterscheidet sie, dass sie nicht nur auf Japanisch, sondern auch auf Deutsch Romane schreibt. Sie ist schon mit einigen Literaturpreisen in Japan und auch in Deutschland ausgezeichnet worden. Für Schriftsteller aus meinem Heimatland ist es ziemlich außergewöhnlich, dass sie nicht nur in ihrer Muttersprache Romane schreiben. Ich war neugierig auf sie und warum sie so perfekt Deutsch kann, obwohl sie Deutsch an der Uni nur als „zweite Fremdsprache“ hatte. Leider habe ich ihre Romane noch nicht gelesen, aber dafür ihren Essay „Exophony“. Das ist mein Lieblingsbuch und ich finde es wirklich interessant, darin zu lesen, welche Gedanken sie über die Sprache hat und wie sich ihre eigene Sprache durch das gleichzeitige Sprechen der so unterschiedlichen Sprachen Japanisch und Deutsch entwickelt hat. An einer Stelle dieses Buches schreibt sie folgendes, was man auf Deutsch ungefähr so übersetzen kann: „Wenn Sie Deutsch lernen, empfehle ich Ihnen, auf Deutsch Tagebuch zu schreiben. Grammatische oder andere Fehler interessieren Sie zunächst nicht und schreiben Sie einfach, was Sie schreiben möchten, immer mit Spaß. Es kann sein, dass Sie dabei über Sachen schreiben, über die sie nicht den Mut haben, sie in Ihrer eigenen Sprache auszudrücken. Hier kann die Distanz der Fremdheit helfen. Dann kann man sagen, dass Sie sich selbst neu entdeckt haben. Auch das ist eine Bedeutung des Lernens von Fremdsprachen.“

Das hat mich ziemlich gereizt und ich versuche nun auch, mit Spaß auf Deutsch zu schreiben, wie sie es vorschlägt.


Waseda Universität Tokio (April 2003)

(5.8.2006)

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